Lichtverschmutzung

Warum die Dunkelheit der Nacht schützenswert ist

Im 19. Jahrhundert kam es zum ersten Einsatz wirksamer, öffentlicher Beleuchtung. Seitdem hat sich unser Alltag stark verändert und ein Leben ohne nächtliches Kunstlicht ist fast undenkbar geworden. So nützlich künstliche Beleuchtung auch sein kann, sollten ihre ökologischen Auswirkungen bei der Installation nicht außer Acht gelassen werden.

Sind LEDs immer ökologisch?

Wenn es um Beleuchtung geht, wird Energieeffizienz oft mit Umweltverträglichkeit gleichgesetzt. Immerhin kann die heute verwendete LED-Beleuchtung bis zu 80% Strom im Vergleich zu vorherigen Technologien einsparen und so auch hohe Mengen an CO2-Emissionen vermeiden. Das ist gut für das Klima und muss somit ja auch gut für die Umwelt sein, oder?

Ganz so einfach ist es leider nicht. Auch wenn die Etablierung der LED-Technologie hohe Potenziale im Sinne des Klima- und Umweltschutzes aufweist, muss sie richtig eingesetzt werden, um diese auch ausschöpfen zu können. Vor allem der geringe Kostenaufwand beim Betrieb von LEDs trägt zu einem Rebound-Effekt bei, der durch den zunehmenden Einsatz von Beleuchtung verhindert, dass die theoretischen Energiesparpotenziale real Wirkung zeigen.

Die Schattenseite des Lichts

Diese Mehrbeleuchtung ist aber nicht nur im Sinne des Klimaschutzes kritisch zu betrachten. Sie führt vor allem im Außenbereich zu einer Zunahme der Lichtverschmutzung, die negative Umweltauswirkungen mit sich trägt. Dabei hellt das künstliche Licht den Nachthimmel auf, das natürliche Licht von Mond und Sternen wird überlagert und verblasst. Diese Helligkeit verschiebt den Tag-Nacht-Rhythmus. Sämtliche biologische Prozesse, die auf dem Wechsel zwischen hell und dunkel basieren, können so nicht mehr ungestört stattfinden.

Bei tagaktiven Lebewesen wird beispielsweise die nächtliche Regenerationsphase gestört, nachtaktiven Lebewesen fehlt hingegen die Dunkelheit, die sie für die aktivste Phase ihres Tages benötigen. Außerdem wird die Orientierung dieser Lebewesen an den Sternen und dem Mond beeinträchtigt, was beispielsweise zu dem Staubsaugereffekt fliegender Insekten und deren Tod an künstlicher Beleuchtung führt. So ist Lichtverschmutzung mitverantwortlich für das Arten- und Insektensterben.

Wie können wir umweltverträglich beleuchten?

1. Notwendigkeit/Alternativen prüfen

Da keine Beleuchtung vollständig umweltfreundlich ist, sollte zunächt die Notwendigkeit geprüft werden. Manchmal sind auch Alternativen besser geeignet, um den gleichen Effekt zu erzielen, z.B. Überwachungskameras zur Sicherheit.

2. Zielgerichtet beleuchten

Es sollten nur voll abgeschirmte Leuchten verwendet werden, damit ausschließlich die gewünschte Fläche beleuchtet wird und kein Licht in den Himmel abstrahlt. Das bedeutet: 0% Upper-Light-Ratio bzw. Lichtstärkeklasse G6.

3. Helligkeit reduzieren

Das Ziel ist, die geringstmögliche, der Situation angemessene Helligkeit zu wählen. Dazu können Sie sich an folgenden Richtwerten orientieren:

Hauptstraßen max. 15 lx
Wohngebiete 1-3 lx
Parkplätze: 5-10 lx
Privat: max. 500 Lumen
Reklame: 2-100 cd/m²

4. Warme Farbtemperatur

In kaltweißem Licht befinden sich hohe Blauanteile. Wegen der Ähnlichkeit zum Tageslicht der Sonne, wirken sich diese stark negativ auf den Biorhythmus von Lebewesen aus. Daher sollten besser warme Farbtemperaturen von 1700-3000 K eingesetzt werden. Diese ähneln mehr dem natürlichen Licht (z.B. eines Lagerfeuers), blenden weniger und haben so eine angenehmere Wirkung auf das Auge.

5. Bedarfsorientiert beleuchten

Im letzten Schritt sollte sichergestellt werden, dass Licht nur an ist, wenn es auch gebraucht wird. Im privaten Außenbereich kann das z.B. mit Bewegungsmeldern geschehen. Im öffentlichen Raum ist eine zeitgesteuerte Beleuchtung sinnvoll, die zu Zeiten mit geringer Nutzung z.B. gedimmt wird, bis sie im Idealfall abgeschaltet wird.

 

Bei weiterem Interesse empfehlen wir die detaillierten Ausführungen des Biosphärenreservats Rhön: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/natur/sternenpark-rhoen/kunstlicht-und-lichtverschmutzung

 

KONTAKT

Ingo Dorsten

Energie- und Klimaschutzmanager für den Lahn-Dill-Kreis

Karl-Kellner-Ring 51
35576 Wetzlar

+49 6441 407-1865
ingo.dorsten@lahn-dill-kr…