Klimaanpassungsmanagement
Klimaschutz und Klimaanpassung: Eine gemeinsame Verantwortung
Klimaschutz und Klimaanpassung müssen als gesamtgesellschaftliche Herausforderung zusammengedacht und umgesetzt werden. Klimaschutzmaßnahmen tragen dazu bei, Erderwärmung und Umweltzerstörung abzumildern oder zu verhindern. Der Fokus dieser Maßnahmen liegt auf der Reduktion von Treibhausgasemissionen. Klimaanpassungsmaßnahmen zielen auf einen zukunftsfähigen und lebenswerten Umgang mit bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels ab. Dies ist überall dort entscheidend, wo Menschen unmittelbar von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Dies trifft auch auf den Lahn-Dill-Kreis, seine Kommunen und sozialen Einrichtungen zu.
Auswirkungen des Klimawandels in unserer Region
Zahlreiche Kommunen im Lahn-Dill-Kreis waren in den vergangenen Jahren von ungewöhnlich ausgeprägten Wetterphänomenen wie langanhaltenden Hitze- und Dürreperioden oder Unwettern mit Starkregen, Hagel und Stürmen betroffen. Diese Extremwetterereignisse werden mit fortschreitender Erderwärmung in Anzahl, Dauer und Intensität weiter zunehmen.
Die Folgen der Erderwärmung spiegeln sich in den gemessenen Daten des bundesweiten Monitoringberichts zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel 2023 noch deutlicher als 2019 wider. Das Jahr 2022 war mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,6 °C das wärmste Jahr in Hessen seit 1881. Die Temperaturen von Luft, Wasser und Boden stiegen weiter und damit verstärkten sich auch die Auswirkungen für Mensch, Umwelt, Wirtschaft und Infrastrukturen. Längere Trockenphasen mit einer Abnahme der Bodenfeuchte und mittel- bis langfristig gesehen sinkenden Grundwasserspiegeln haben zudem Auswirkungen auf die Trinkwassergewinnung, landwirtschaftliche Erträge und die Natur.
Daten abgerufen aus dem Witterungsbericht Hessen: https://klimaportal.hlnug.de/witterungsbericht
Der Wald im Klimawandel
Insbesondere die Temperaturzunahme, anhaltende Trockenheit und die Zunahme von Extremwetterereignissen, wie Hitze, Dürre, Starkregen, Hagel und Sturm verursachen große Schäden in den Wäldern.
Buche mit Sonnenbrand
© Barbara GerlachWaldbrand im Lahn-Dill-Kreis
© Lahn-Dill-KreisTrockenheit und Hitze erhöhen das Waldbrandrisiko. Der Waldbrand „Auerhahnhütte“ in Haiger-Niederroßbach 2022 gilt als einer der hessenweit größten Waldbrände der vergangenen Jahrzehnte und zerstörte über 30 Hektar Waldfläche.
Erosion
© Elmar Gubisch, Adobe StockTrockenheit und Starkregen verstärken die Erosion: Vertrocknete Böden nehmen Wasser schlechter auf, starke Regenfälle spülen die Erde fort. Der Boden verliert Nährstoffe und die natürliche Regeneration wird erschwert.
Landwirtschaft im Klimawandel
Wetterextreme können Ernten ganzer Felder zerstören. Zwar sind viele Landwirte gegen solche Schäden versichert, doch langfristig könnte es zu Engpässen bei landwirtschaftlichen Produkten kommen. Manche Schäden sind irreparabel und haben nachhaltige Auswirkungen auf die Landwirtschaft.
Hagel
© herculaneum79, Adobe StockHagel kann Ernten zerstören, indem er Pflanzen, Früchte und Äste beschädigt. Besonders Obst- und Gemüsekulturen sind betroffen, was zu Ernteverlusten und hohen Kosten für die Wiederherstellung führt.
Sturm
© Carmen Hauser, Adobe StockStürme können Bäume entwurzeln und Felder verwüsten, wodurch Ernteausfälle entstehen. Dies führt zu hohen Schäden für die Landwirtschaft und erschwert die Wiederherstellung der betroffenen Flächen.
Erosion
© Francesco Vidotto, Adobe StockErosion kann Böden abtragen und die Fruchtbarkeit verringern. Besonders in Hanglagen oder bei starkem Regen verlieren Felder wichtige Nährstoffe, was die Landwirtschaft langfristig beeinträchtigt.
Städte im Klimawandel
Durch Starkregenereignisse können Straßen überflutet werden, Stürme sorgen für Schäden an Häusern und Straßen. Bei extremer Hitze leidet nicht nur das Stadtgrün, sondern auch die Menschen, insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere, chronische Kranke, Wohnungslose oder Personen, die draußen arbeiten.
Starkregen
Offenbach, 2016 © Stadt OffenbachIm Jahr 2023 gab es im Lahn-Dill-Kreis bereits im Frühjahr sowie in den Monaten Mai, August, September, November und Dezember Starkregen, anhaltende Niederschläge und Unwetter. Diese verursachten Hochwasser an Lahn und Dill, überflutete Keller und Straßensperrungen.
Sturm
Aßlar 2022, © Lahn-Dill-KreisStürme können Dächer abdecken, Bäume umstürzen und Stromleitungen beschädigen. In Städten führt das zu Verkehrsbehinderungen, Stromausfällen und hohen Kosten für die Schadensbeseitigung.
Hitze
Trinkbrunnen, Frankfurt © HLNUGHitze kann in Städten zu gesundheitlichen Problemen und Hitzestress führen. Asphalt und Beton speichern Wärme, was die Temperaturen weiter erhöht. Das belastet die Infrastruktur und steigert den Energiebedarf für Kühlung.
Gesundheitliche Gefährdungen
Durch den Klimawandel nehmen die gesundheitlichen Gefährdungen zu. Das betrifft nicht nur Folgen durch zunehmende Hitzewellen sondern z.B. auch die Ausbreitung invasiver Arten und eine höhere Pollenbelastung.
Invasive Arten
© J. Gathany, CDCDer milde Winter 2022/23 und der warme Sommer 2022 förderten die Vermehrung von Zecken und invasiven Arten, wie der Asiatischen Hornisse, die im September 2023 in Waldgirmes erstmals gesichtet wurde. Ähnliches wird bei der Tigermücke erwartet, die zudem Krankheiten übertragen kann.
Haselblüte
© Bo Valentino, shutterstockDer Klimawandel lässt die Haselblüte früher beginnen. Dadurch verlängert sich die Pollenflugzeit, was Allergiebeschwerden verstärkt. Besonders in Städten leiden viele Menschen unter Heuschnupfen.
Hitzewellen
© Lahn-Dill-KreisDie hohen Temperaturen in den heißen Sommermonaten von 2018–2023 gefährdeten vor allem ältere und pflegebedürftige Menschen, stark übergewichtige oder chronisch kranke Personen sowie Kinder, Säuglinge und Menschen mit intensiver körperlicher Arbeit im Freien.
Klimaanpassung: Maßnahmen für eine sichere Zukunft
Die Kommunen, als Träger der kommunalen Daseinsfürsorge, sind mit neuen und schwierig zu lösenden Aufgaben konfrontiert. Für die betroffenen Regionen gilt es daher frühzeitig gezielte Maßnahmen zur Klimaanpassung zu identifizieren und in die Wege zu leiten, um Mensch, Umwelt und Infrastruktur vor Ort zu schützen und Auswirkungen auf die Lebensqualität sowie die Folgekosten möglichst gering zu halten. Die Anpassung an den Klimawandel stellt eine vielschichtige Herausforderung dar und erfordert die Entwicklung alternativer (neuer) Ansätze und Vorgehensweisen, welche den jeweiligen Rahmenbedingen im Lahn-Dill-Kreis angepasst sind.
Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Aufgaben und Zuständigkeiten verschiedener (kommunaler) Akteure sowie begrenzter zeitlicher und personeller Kapazitäten und Ressourcen ergibt sich die Notwendigkeit einer aktiven themenfeldübergreifenden Zusammenarbeit. Koordination und Kooperation sind deswegen zentrale Bausteine bei der Gestaltung von Klimafolgenanpassungsprozessen, auch insbesondere auf regionaler Ebene, um Synergien zu erzeugen und Konflikten vorzubeugen. Da es sich um eine ämterübergreifende Thematik handelt, plant die Stabsstelle die Koordination mit internen und externen Akteuren zu übernehmen.