Bestandsaufnahme: An erster Stelle steht die Analyse des Energieverbrauchs (Foto: LDK

Energiekosten bei Vereinsimmobilien in den Griff bekommen

Informationsveranstaltung in der Kreisverwaltung Wetzlar

Gut 15 interessierte Vorstände aus verschiedenen Vereinen im Lahn-Dill-Kreis informierten sich in der letzten Woche über Maßnahmen zur Energieeinsparung, zu energetischen Sanierungen am Vereinsheim und die Möglichkeiten zur Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien.

Eingeladen zu der Informationsveranstaltung hatte die Abteilung „Sport, Kultur und Ehrenamt“ der Kreisverwaltung unter Leitung des ehrenamtlichen Dezernenten Wolfgang Hofmann. In seiner Begrüßung betonte er, wie wichtig die Arbeit der Vereine für die Region sei. Jedoch gibt es viele Faktoren, die den Vereinen das „Leben schwer machen“. Dazu zählen der Rückgang der Menschen, die bereit seien ehrenamtlich Verantwortung zu übernehmen und die finanziellen Aufwendungen für den Erhalt und den Betrieb der Immobilien. Daher versuche der Kreis, die Vereine auch bei der Frage nach sinnvollen energetischen Sanierungen und Energiesparmöglichkeiten zu unterstützen.

Kleine Maßnahmen – große Wirkung

Der Energie- und Klimaschutzmanager des Kreises, Ingo Dorsten, zeigte anhand vieler Beispiele, wo und wie mit einfachen Mitteln Energiekosten gesenkt werden können. Oft sind es kleine Maßnahmen mit großer Wirkung. An erster Stelle müsse die Analyse des Energieverbrauchs stehen. Wie hoch sind die Kosten, welche Nutzungszeiten der Gebäude gibt es? Wo hat man versteckte Stromfresser? Was können die Ursachen für ungewöhnlich hohe Strom- und Wärmeverbräuche sein? Als Beispiel nennt Dorsten gut gemeinte Spenden von Vereinsmitgliedern. Oft werden alte, aber noch nutzbare Geräte  wie z. B. Kühlschränke gespendet, die dem Verein in der Anschaffung zwar nichts gekostet haben, dafür aber langfristig mit hohen Stromverbräuchen aufwarten.

Aber nicht nur beim Strom lohnt es sich genauer hinzuschauen. Ein hohes Potential bietet auch die Heizungsanlage: Alte Heizungspumpen, schlecht eingestellt Regelungen, fehlender hydraulischer Abgleich und in die Jahre gekommene Heizkessel geben viel Spielraum für Einsparungen. Einen Tipp gab er gleich noch mit auf dem Weg: In Kürze wird die Erneuerung alter Heizungspumpen im Landkreis durch eine Tauschaktion zusätzlich gefördert. Es lohnt sich also, besonders die Heizungspumpe unter die Lupe zu nehmen.

Warmwasserbereitung ist ein besonderes Problem

Sehr ausführlich ging Ingo Dorsten auf die Problematik der Warmwasserbereitung ein. Da in der Runde einige Vertreter von Sportvereinen saßen, erläuterte er am Beispiel einer Schule mit angeschlossener Turnhalle, wie hoch die Kosten tatsächlich sind. Trotz optimaler Anlagentechnik fallen vor allem in den Sommermonaten die höchsten spezifischen Kosten für das Angebot einer warmen Dusche an. Alleine 800 Liter Heizöl werden in den vier heizfreien Sommermonaten für die Bereitstellung benötigt. Nach Berechnungen im Rahmen einer Studienarbeit beträgt der ermittelte Anlagenwirkungsgrad knapp 3%. „Dieses Ergebnis ist kein Einzelfall, sondern eher die Regel“, so Dorsten und er ergänzt: „Es lohnt sich die Trinkwassererwärmung genau unter die Lupe zu nehmen“. An erster Stelle muss die Frage stehen, ob eine sogenannte zentrale Trinkwassererwärmung benötigt wird. Hier können elektrische Durchlauferhitzer oft günstiger sein. Dort, wo große Wassermengen benötigt werden, z. B. nach einem Fußballspiel, kommt man oft nicht um große Boiler herum, aber Einsparpotentiale findet man auch dort.

Halogen, LED, Flutlicht & Co.

Ein weiteres Thema war die Beleuchtung von Sportanlagen und Vereinsheimen. Am Beispiel einer einfachen Rechnung wurde den Teilnehmern schnell klar, dass sich z. B. der Austausch von alten Halogenleuchtmitteln in effiziente LED-Lampen schnell rechne. Schon ab einer Leuchtdauer von einer halben Stunde täglich kann der Wechsel des Leuchtmittels wirtschaftlich sein. Komplexer hingegen ist die Erneuerung von sogenannten Flutlichtanlagen auf Außenplätzen. Hier ist eine genaue Betrachtung der Situation vor Ort durch einen Spezialisten unumgänglich. Neben den erhofften Stromkosteneinsparungen muss man den Wegfall von Leuchtmitteltausch an den hohen Masten berücksichtigen, wenn man z. B. LED Lampen nehmen möchte. Aber auch die Verbesserung der  Ausleuchtung und die Möglichkeit des Dimmens können Argumente für einen Tausch sein.

Fördermöglichkeiten ausloten

Aber woher all‘ das Geld nehmen? Diese Frage brachten die Vereinsvertreter gleich am Anfang der Veranstaltung „auf den Tisch“. Die anwesenden Sportvereine, Schützenvereine und Betreiber von Schwimmbädern erhofften sich hierauf Antworten. „Wir befinden uns in einem wahren Dschungel von Fördermöglichkeiten“, so Ingo Dorsten. Einen umfassenden Überblick über alle möglichen „Töpfe“ zu geben hätte den Rahmen gesprengt. Aber ein paar hilfreiche Tipps hatte er dennoch parat. Neben den üblichen Angeboten der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) und der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) gibt es spezielle Angebote für Sportvereine über die Nationale Klimainitiative oder den Landessportbund Hessen – aber auch von lokalen Unterstützern. In dem Zusammenhang verwies Dorsten auch auf die Frage, ob die genutzte Anlage vielleicht im Besitz der Kommune sei. In einer solchen Konstellation können beide Partner durch geschickte Herangehensweise auch über das hessische Förderprogramm „Die Klima-Kommunen“ Unterstützung bekommen.

Grundsätzlich müsse am Beginn der Überlegungen zuerst die Frage stehen „Wo kann ich meinen Energieverbrauch senken und welche Maßnahme ist am effizientesten?“ Ob eine Dämmung der Gebäudehülle sinnvoll ist, hängt auch von der Nutzung des Gebäudes ab. Vielleicht ist im Einzelfall auch die Erneuerung der Heizung lohnender. Ob so oder so – wichtig ist Kreativität und dass man in alle Richtungen denkt.

Die anschließende Diskussion zeigte, dass der Lahn-Dill-Kreis mit dieser Veranstaltung ein höchst interessantes und nachgefragtes Thema angesprochen hatte.

Ansprechpartner beim Lahn-Dill-Kreis für Fragen zum Thema ist Ingo Dorsten, Tel.: 06441 407-1865, E-Mail: ingo.dorsten@lahn-dill-kreis.de.