Eine typisch Kulturlandschaft mit Feldflur und Landschaftshecken (Quelle: AC-Consult)

Mit Hecken heizen: Heckenmanagement im Lahn-Dill-Kreis

Energie- und Klimaschutzmanagement informiert über alternative Methoden zur Wärmeerzeugung

Wetzlar/Dillenburg/Herborn (ldk): Sie sichern die Artenvielfalt, dienen als Windschutz gegen Erosion und Kälte und gehörten einst zur landwirtschaftlichen Kultur: Freilandhecken sind Schutzstreifen aus Büschen und Bäumen zwischen den Feldern. Sie zu pflegen ist wichtig, um Rückzugsgebiete für bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Aus diesem Grund wurde für Teile von Hessen jetzt eine Studie zum Thema Heckenmanagement in Auftrag gegeben. Energie- und Klimaschutzmanager Ingo Dorsten erklärt im Interview, warum die Hecken im Freiland geschnitten werden müssen und was mit dem dadurch anfallenden Schnittgut passieren könnte. 

Warum müssen die Hecken geschnitten werden?

Die Landwirtschaft war früher auf die Hecken angewiesen und auch heute profitieren wir noch von ihnen. Sie prägen das Landschaftsbild, bieten seltenen und vom Aussterben bedrohten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum und dienen schlichtweg als Windschutz auf unseren Feldern. Wenn eine Hecke nicht geschnitten wird, verliert sie irgendwann ihre Funktionen. Aus ihr wird ein Baum und der wiederum kann zum Beispiel keinen Wind mehr am Boden abhalten oder Schutz gegen Erosion bieten. 

Jetzt kommt das Heckenmanagement ins Spiel, richtig?

Ja, das stimmt. Das Heckenmanagement ist eine Studie, die sich mit der Frage beschäftigt, wie man die Heckenpflege generell organisiert und wie das dabei anfallende Schnittmaterial, also die Ast- und Strauchabfälle, sinnvoll verwertet werden kann. Die Idee ist, das Material für die regionale Energieerzeugung zu nutzen. Wir haben überschlagen, dass man mit den Schnittabfällen der Freilandhecken im Lahn-Dill-Kreis den Wärmebedarf von etwa elf Dörfern decken könnte. 

Was wurde denn genau untersucht in der Heckenmanagement-Studie?

Es wurde geschaut, welche Fachleute gebraucht werden, um das Heckenmanagement umzusetzen, welche Infrastruktur für die systematische Verwertung notwendig ist, wie viel „Hecken-Material“ im Lahn-Dill-Kreis zusammenkommt, um es energetisch zu verwerten und wo dann letztendlich in Zukunft Hackschnitzel aus dieser Landschaftspflege Öl zum Heizen ersetzen können. 

Warum sollten wir Heckenschnitt zum Heizen verwenden?

Dieses Material stellt einen Baustein der Energiewende dar. Es ersetzt fossile Brennstoffe und steigert die regionale Wertschöpfung. Ich möchte an dieser Stelle besonders betonen, dass es wichtig ist, nur das Material für die energetische Verwertung zu nutzen, was aus dem biologischen Kreislauf der Natur entnommen werden darf. So erhalten wir das Gleichgewicht. Uns ist außerdem wichtig, das Material aus unserer Region auch hier zu behalten und hier zu verwerten. Damit schließen wir Kreisläufe.  

Wie geht es jetzt weiter?

Wir müssen uns zu allererst Gedanken um die Verwertungswege machen. Denn nur, wenn wir geeignete Verwertungsmöglichkeiten schaffen, können wir nach und nach ein systematisches und nachhaltiges Heckenmanagement im Kreisgebiet etablieren. Wenn wir all das ermittelte Material verwenden würden, könnten wir auf jährliche Öleinkäufe aus dem Ausland in Höhe von rund 4,7 Millionen Euro verzichten. 

Hintergrund: Was ist Heckenmanagement?

Heckenmanagement ist eine vereinfachte Bezeichnung der Studie „Naturschutz und Energetische Nutzung von Biomasse aus der Landschaftspflege“. Sie wurde von sechs LEADER-Regionen in Hessen in Auftrag gegeben: Gießener Land, Burgwald-Ederbergland, Lahn-Dill-Wetzlar, Vogelsberg, Wetterau und Marburger Land. LEADER ist ein Maßnahmenplan der Europäischen Union zur Förderung des ländlichen Raumes.

 

Weitere Infos unter https://www.energie-klima-ldk.de/. Foto (Naturschutzgroßprojekt Vogelsbergkreis): Hecken prägen das Landschaftsbild

 

Pressekontakt:

Nicole Zey, LDK-Pressestelle, Tel. 06441 407-1102

E-Mail: presse@lahn-dill-kreis.de