Die Erwärmung des Trinkwassers im eigenen Haus oder in anderen Liegenschaften wie z.B. Vereinsheimen kostet viel Energie. Dabei gibt es Unterschiede vor allem je nach Jahreszeit.
Während im Winter, also in der Heizsaison, der Boiler „nebenbei“ mit aufgeheizt wird, muss vor allem im Sommer die Heizung „nur“ für die Trinkwassererwärmung anspringen.
Dies führt dazu, dass die Gesamtverluste bezogen auf die reine Nutzung des warmen Wassers extrem hoch sind.
Klimaschutzmanager Dorsten berichtet: „Messungen an einer 20 Jahre alten Ölheizungen über einen ganzen Sommer haben gezeigt, das der Gesamtwirkungsgrad vom Energiegehalt des Öls bis zur tatsächlich genutzten Wärme des Warmen Wassers meist unter 15% liegen. Je größer die Anlagen, desto stärker fallen die Verluste aus. Einige Anlagen hatten sogar Verluste von über 95%.“
In einem typischen 4-Personen-Haushalt mit einer älteren Ölheizung sind dies nur im Sommer schnell mal 200-300 Liter oder auch mehr. Gleiches gilt im Übrigen auch für viele andere Heizsysteme, wie Holzpellets-, oder Gasheizungen. Ein oft unterschätzter Energiefresser ist auch die Zirkulation des Warmwassers.
Welche Alternativen oder Einsparmöglichkeiten gibt es? Hierzu eine Bilderserie:
Freigabe zur Trinkwassererwärmung am Heizkessel einschränken: eine relativ einfache Möglichkeit ist es, dem Heizkessel nur in einem eng definierten Zeitraum zu „erlauben“ das Wasser im Boiler zu erwärmen. Hierdurch reduzieren sich in der Summe die Abgas- und Aufheizverluste des Systems. Je nach Warmwasserbedarf reicht oft schon eine Erwärmung am Tag aus.
Zirkulation abschalten: Man sollte prüfen, wann überhaupt die Nutzung des Warmwassers stattfindet. Ist man beispielsweise Tagsüber auf der Arbeit, dann kann man die Zirkulation auch so programmieren, dass sie nur dann aktiv ist, wenn man auch wirklich zu Hause ist. Gleiches gilt auch für die Nachtzeit. Nebeneffekt: Auch Strom wird durch die nicht mehr in Betrieb befindliche Zirkulationspumpe eingespart.
Zirkulationspumpe tauschen: Ältere Zirkulationspumpen haben in Einfamilienhäusern meist eine Leistung von bis zu 25 Watt. Eine neue leistet die gleiche Wassermenge mit weniger als 5 Watt. Wer die Pumpe dauerhaft in Betrieb hat und diese Tauscht, spart ca. 50 € an Stromkosten jährlich ein.
Zirkulationsleitungen isolieren: Trinkwasserzirkulationssysteme sind oft ganzjährig in Betrieb. Dadurch sind die Wärmeverluste auch besonders hoch. Die Isolation freiliegender Leitungen ist meist besonders effektiv.
Trinkwasser dezentral erwärmen: Wer insgesamt wenig Duscht und Badet, der kann beispielsweise seinen Boiler gegen eine dezentrale Erwärmung ersetzen. Dies geschieht meist elektrisch mittels Durchlauferhitzer. Auch eine Kombination, bei der der Boiler nur im Sommer abgeschaltet wird ist machbar
Einbau einer Brauchwasserwärmepumpe: Warmwasser im Boiler kann auch elektrisch über eine Brauchwasserwärmepumpe erwärmt werden. Hier gibt es Systeme, die im Boiler integriert sind, oder auch separat in bestehende Boiler eingebunden werden können. Wärmepumpen nutzen Umweltwärme und sind daher besonders effektiv.
Kombination einer Brauchwasserwärmepumpe mit Fotovoltaik: Die günstigste Art der Warmwassererzeugung ist die Kombination einer Wärmepumpe mit einer Fotovoltaikanlage. Vor allem im Sommer kann der Strom direkt zur Erwärmung des Wassers genutzt werden.
Warmwasserbereitung mittels Solarthermie: Eine andere Variante der Warmwassererzeugung ist die mittels Solarthermie. Dazu erwärmen Sonnenkollektoren direkt und ebenfalls sehr effektiv das Wasser und die Heizung bleibt im Sommer meist aus. Dieses System ist in der Neuinstallation jedoch auch sehr kostenintensiv und hat den Nachteil gegenüber einer Fotovoltaikanlage, dass der Nutzen nur bei der Wärme liegt. Die Kombination von Fotovoltaik und Wärmepumpe hat dagegen noch den Nebeneffekt, dass der überschüssige Strom im Haushalt verwendet oder ins Netz eingespeist werden kann.
Ingo Dorsten
Energie- und Klimaschutzmanager für den Lahn-Dill-Kreis
Karl-Kellner-Ring 51
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