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Schlossblick 17+19,

35606 Solms-Oberbiel 

 

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„Alle Sinne sagen, hier bin ich gut aufgehoben!“

Lahn-Dill-Kreis - Die Zukunftsmacher

November 2020: Michael Metz, Solarhäuser (defossiliertes Kraftwerk)

 

Michael Metz hat die in dieser Region ersten beiden weitgehend bedeckten Solarhäuser geplant. In der Umsetzung haben viele heimische Handwerksbetriebe mitgebaut.. Michael, wie kam es dazu?

 „Ich sehe einfach, wie der Klimawandel über uns hereinbricht und ärgere mich immer wieder darüber, dass nicht genug Menschen etwas tun. Ich habe mich mit meinen Kollegen zusammengesetzt und wir waren uns einig: Wir verändern was! Beton nur für die Bodenplatte, kein Öl und kein fossiles Gas mehr. Unsere Solarhäuser zeigen ein Weiterdenken an. Wie weit wir noch gehen können, ist offen. Das ist noch lange nicht das Ende der Möglichkeiten!“

 

Du hast ja sogar die ganze Rückseite (Nordseite) voller Solarzellen, wo nie direkt die Sonne hinkommt. Warum machst du das so?

"Solarzellen produzieren heutzutage auch Strom, wenn sie im Schatten stehen und ich spreche hier von mehr als 20% ihrer Leistung (Stichwort: Diffuses Licht). Bei der Ausrichtung der Häuser handelt es sich um keine reine Nordseite. Morgens und abends schickt uns die Sonne von der Seite ihre Energie. Dadurch verdoppelt sich sogar die Energieausbeute in diesen Stunden."

 

Aber ist das auch wirtschaftlich?

"Ist es tatsächlich. Putz produziert keinen Strom, den ich den Bewohnern zur Verfügung stellen kann. Meine Fassadenanlagen schon. Diese werden dadurch außerordentlich wirtschaftlich. Ich hatte mit den Häusern das Ziel, so wenig wie möglich Energie zu verbrauchen und gleichzeitig so viel wie möglich Strom zu erzeugen. Und damit hilft die Fassade auch auf der Nordseite den Stromkauf aus dem Netz zu reduzieren.
Der produzierte Strom wird zunächst in den Häusern verbraucht, überschüssige Energie wird dann in den Salzwasserspeicher geladen und steht für sonnenarme Stunden zur Verfügung. Nicht direkt genutzter oder gespeicherter Strom wird in das Stromnetz gespeist.
Wichtig hierbei ist die Kombination aus Erzeugungsanlage und einer Batterie, so wird aus jedem Haus ein Kraftwerk.
Bereits nach 5 Jahren hat sich für mich das Gesamtkonzept der Häuser durch den selbstproduzierten Strom und unsere Eigenleistung amortisiert."

 

Und du sprachst von einem Salzwasserspeicher?

"Ja, ich bin der Meinung, dass Salzwasserspeicher in unsere Häuser gehören. Lithium-Ionen-Speicher haben wegen ihrer Kompaktheit auch ihre Berechtigung (z.B. in der E-Mobilität), jedoch streiten sich insbesondere wegen des Lithiumabbaus, sowie der sündhaft teuren und ökologisch bedenklichen Entsorgung der Batterien die Gelehrten.
Für den 10 Kwh Salzwasserspeicher braucht man ca. 2m². Dies ist gegenüber Lithium-Ionen etwa die doppelte Fläche, aber dafür ist er unbrennbar und aus leicht gewinnbaren, recycelten und umweltverträglichen Stoffen hergestellt. Aufgrund der umfangreicheren Technik und der europäischen Produktionsstätte ist er etwas teurer als eine Lithium-Batterie aus Fern-Ost."

 

Was hast du bei den Häusern noch gemacht?

"Natürlich habe ich ordentlich gedämmt: 38 cm insgesamt, bestehend aus Holzfaserdämmplatten an der Außenseite und ökologischer Einblas-Zellulose. Damit kann ich die beiden Häuser mit insgesamt 750m² Wohnfläche mit einer relativ kleinen Luftwärmepumpe - 16kw in der Spitze - bei tiefsten Wintertemperaturen beheizen, sowie bei sommerlicher Hitze kühlen.
Die Anlage läuft somit das ganze Jahr über mit fast 100% Solarstrom - produziert durch 245 PV-Module pro Haus.
Ich habe für die Gebäudehülle die Holzbauweise gewählt. Das hat insgesamt 100t CO2 eingespart. Das CO2-Einsparpotential für jeden Bewohner fällt wegen klimaneutralem Strom- und Wärme-Bezug aus den PV-Anlagen aber noch deutlich größer aus."

 

Das ist echt viel, wenn man bedenkt, dass ein Deutscher im Jahr etwa 11t CO2 ausstößt. Aber was ist mit den Mietern? Wer kann sich den Luxus leisten bei dir zu wohnen?

"Luxus? Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Strom und Wärme biete ich den Mietern sehr günstig an. Wärmekosten fallen wegen der guten Dämmung kaum noch an, weil wenig geheizt werden muss. Klimaschutz ist wirtschaftlich. Es braucht nur Menschen, die sich trauen. Die Nachfrage nach den Wohnungen war groß. „Alle Sinne sagen, hier bin ich gut aufgehoben!“ sagt die Heilpraktikerin, die in eine der Wohnungen nach Ende des Baus mit ihrem Mann einzieht. Man sagt ihnen häufig eine besonders sensible Wahrnehmung nach. Ist dem so, war dieser Satz wohl das schönste Kompliment, was sie mir bei der Erstbesichtigung hätten machen können. Auch meine Mutter Brigitte wohnt nun dort und fühlt sich auch als Seniorin sehr wohl."

 

Das Land Hessen ist ebenfalls begeistert von deinem Projekt und verleiht dir 2020 für dieses Wohnprojekt den hessischen Staatspreis Energie im Bereich Systemintegration, aber was bedeutet das jetzt für dich? Wie geht es weiter?

"Geplant sind weitere 14 barrierefreie Wohnungen in dieser Bauweise in Burgsolms.
Regional ist der Holzbau stark im Kommen, weil technisch vollkommen ausgereift. Diesen Gedanken möchte ich weiter voranbringen und für klimaneutrales, nachhaltiges Bauen und für selbstproduzierte Energie werben. Es gibt generell in jedem Bausektor die Möglichkeit der Umsetzung. Alle Bereiche müssen dieses Potential auch nutzen, um die Pariser Klimaziele von 2015 zur Reduzierung der Erderwärmung ansatzweise zu erreichen. Nicht nur das Wohnen muss in Zukunft mit Klimaschutz verbunden werden!"

 

Also wieder Solaranlagen auf Dach, Wärmepumpe und Speicher in den Keller und der Rest aus Holz?

"Genau. Besser und zukunftsorientierter kann man nicht bauen. Ich würde mir wünschen, dass auch mehr Architekten und Planer mit ihren heimischen Zimmerleuten das so machen würden."

 

Wir sind uns sicher, dass dieses Projekt einige Menschen inspiriert. Danke Michael für dein Engagement und deine Zeit!

 

 

Heinz Schreiber (links.); Michael Metz (rechts); im Hintergrund der Salzwasserspeicher

Alle Fassaden der Häuser sind mit PV belegt. Am Beispiel der Nordseite eines seiner Häuser erklärt Michael Metz, dass eine Solarfassade an dieser Seite zwar 1750,-€ Mehrkosten gegenüber normalen Putz bedeutet, aber am Ende in 20 Jahren etwa
4200,-€ erwirtschafte und sich somit mehr als nur rentiere.

„Nachhaltiges, ökologisches Bauen war schon immer meine Leidenschaft"

Michael Metz kommt aus Gießen (Jahrgang 1961). Er ist geschäfts-führender Gesellschafter im Bereich Baunebengewerbe / Maschinen und Werkzeuge, z.B. auch im Holzbau.